Warum Austauschen? Wie findet man den Defekt? Abbildung/Begriffe Ausbau Einbau zurück zur Porsche 911 Seite Zurück zur Hauptseite von IngBilly
Warum austauschen? Zum Seitenanfang
Nachfolgend beschreibe ich den Austausch des Temperaturfühlers, der
im 3. Zylinder eingeschraubt ist und die Motorsteuerung mit den Daten über
die aktuell herrschende Motortemperatur informiert.
Nun kann man sich fragen, warum tauscht man diesen Fühler aus? Ganz
einfach: Wenn dieser Fühler defekt ist, springt der Wagen in den meisten
Fällen nicht mehr an. Grund genug?
Der Fühler ändert seinen Widerstand mit der Temperatur. Hohe Temperatur bedeutet geringeren Widerstand des Fühlers und umgekehrt.
Wenn der "Temperaturfühler 2" bzw. der NTC (wird auch so genannt), grob defekt ist, gibt es zwei Möglichkeiten.(die Möglichkeiten zwischen den Extremen sind vermutlich auch möglich, aber dann gehts ans genauere Messen und nicht mehr mit der Holzfällermethode).
Erstens: Er hat keinen Widerstand, das heißt, er benimmt sich wie kurzgeschlossen.
Im widerstandslosen Zustand meldet er der DME hohe Motortemperatur und die Motorelektronik regelt das Gemisch etwas magerer ein.
Zweitens, und wie in meinem Falle hatte der Fühler einen sehr hohen Widerstand (eher unendlich, entspricht einem unterbrochenem Kabel beispielsweise). Dann meldet der Fühler an die DME ziemlich frostige Verhältnisse und diese regelt das Gemisch etwas fetter ein.
Irgendwo wird das Ganze zwar eine logische Grenze haben, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß die DME einen Widerstandswert "unendlich" verrechnen kann, aber es reicht zumindest, um den Motor so zu ersäufen, daß der Sprit buchstäblich aus den Wärmetauschern rausläuft und die Bemühungen der Zündkerzen, denselben abzufackeln ergebnislos bleiben.
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Wie findet man den Defekt? Zum Seitenanfang
Das Finden des Fehlers ist relativ einfach, wenn man mal dahintergekommen
ist.
Der erste Anlaß, um diesen Fehler zu suchen hat man, wenn man erstmal
von dem Fahrzeug stehengelassen wurde.
Man zieht einfach den hellen Stecker links neben dem Gebläse im Motorraum
ab und mißt den Widerstand des Temperaturfühlers. Diesen vergleicht
man mit der Tabelle in der Reparaturanleitung.
Auszug aus der Tabelle der Reparaturanleitung
Temperatur | Widerstand, Sollwert |
0°C | 4,4 bis 6,8 kOhm |
15° bis 30°C | 1,4 bis 3,6 kOhm |
40°C | 1,0 bis 1,3 kOhm |
80°C | 250 bis 390 Ohm |
100°C | 160 bis 210 Ohm |
130°C | 90 Ohm |
Ist das Meßergebnis von den Tabellenwerten abweichend, so muß dieser Fühler ausgetauscht werden.
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Abbildung/Begriffe Zum Seitenanfang
Nachfolgend ein beschriftetes Bildchen, auf dem ein paar Begriffe festgelegt werden. Dann liest sich die Beschreibung besser. Außerdem eine Abbildung der geschlitzten Gummitülle, ich hätte das alleine durch die Beschreibung auch schwer verstanden und ein Bild sagt mehr als tausend Worte.....
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Ausbau Zum Seitenanfang
Zum Ausbau des Fühlers bietet sich die goldene Grundregel des
911-Motorraumes, "Am besten, Sie bauen erstmal alles aus" an, wobei es sich
hier bei dieser Reparatur in Grenzen hält.
Zum erfolgreichen Hantieren bei dieser Reparatur sollten zumindest das
Gebläse für die Heizung, das Luftführungsrohr und die
Unterdruckschläuche für die Unterdruckversorgung des
Bremskraftverstärkers ausgebaut werden.
Somit dürfte erst einmal genügend Platz für normalgroße
vorzugsweise kleinere Hände sein.
Der zu entfernende Fühler ist von unten oder etwas bequemer vom hinteren
linken Radhaus zu erreichen, doch zur Demontage des Kabels bedarf es erst
einiger Fädelarbeit im Motorraum.
Vor der Demontage des Fühlers aus dem Zylinder 3 muß das Kabel
gelöst und mit der Gummidurchführung durch die Öffnung im
Motorraum geschoben werden.
Zum Lösen des Kabels ist die
Halterung links neben dem Heizungsgebläse vom Saugrohr zu lösen
und der Stecker aus der Halterung zu nehmen. Dazu muß der
Schiebeverschluß herausgezogen werden. Vorsicht, die unteren beiden
Stecker der Steckerleiste sind gleich und können daher verwechselt werden.
Also vorher nachsehen, ob die Kennzeichnung "DG" und "BG" noch am Kabel
angebracht ist. Notfalls selbst kennzeichnen.
Der (ehemals) weiße Stecker läßt sich dann aus der Halterung
schieben.
Zwischen den Saugrohrstücken des zweiten und dritten Zylinders sind
die Kabel nochmals mit einer Befestigungsschelle zusammengefaßt. Diese
muß aufgemacht werden.
Dann führt das Kabel hinter dem dritten
Zylinder (wenn man von außen nach innen in den Motorraum schaut) durch
die Gummidurchführung, durch welche insgesamt drei Kabel in getrennten
Löchern durchgeführt werden, nach draußen (man kann die
Durchführung im Spiegel erahnen).
Diese Gummidurchführung findet man auch von außen, allerdings
sehr hoch oben.
Ich habe es nicht fertiggebracht, die Gummidurchführung von innen
nach außen zu drücken, weil im Motorraum einfach kein Platz für
die Hand ist. Deswegen habe ich die Gummidurchführung von außen
nach innen gedrückt und sie dann lose durch das Loch nach außen
gezogen. Das geht mit etwas Geschick ganz gut.
Ab hier empfiehlt sich übrigens auch der Einsatz einer kleinen Taschenlampe
und im Motorraum arbeite ich gerne mit dem bereits erwähnten Spiegel.
Die beiden schwarzen Kabel, die noch durch die Durchführung gezogen sind, lassen sich aus der Durchführung nehmen, weil die äußeren Durchführungslöcher geschlitzt sind. Die Durchführung gehört mit zum Lieferumfang des Temperaturfühlers.
Nun befinden sich die Kabel in dem halbtransparentem Schutzschlauch samt Stecker und Gummidurchführung außerhalb des Motorraums, aber der Temperaturfühler ist noch im Zylinder 3 eingeschraubt.
Am nicht losen Ende des Kabels finden wir eine Gummiabdeckung, durch die
das Kabel zum Zylinder 3 geführt wird. Diese Durchführung
läßt sich relativ leicht abziehen. Direkt hinter dieser
Durchführung befindet sich der in den Zylinder eingeschraubte
Temperaturfühler. Diesen gilt es jetzt auszuschrauben.
Für einen normalen Gabelschlüssel der Schlüsselweite 14 reicht
hier der Platz nicht aus.
Wer jetzt zuviele Gabelschlüssel hat, kann versuchen, diesen Schlüssel
mit dem Schleifbock oder der Flex schlanker zu schleifen. Wer auf mich
hören will, spart sich diese Erfahrung, weil der Gabelschlüssel
dadurch nämlich zu schwach wird und bei leichtester Krafteinleitung
aufgrätscht.
Man sollte sich einen normalen 14 Ringschlüssel suchen. Nicht grad den Besten, aber auch kein billiges Blechding. In diesen Ringschlüssel müssen wir nun leider einen Schlitz schneiden, damit wir den Schlüssel über das Kabel bringen. Unser Schlüssel sieht dann fast aus wie ein professioneller Bremsleitungs-Schlüssel (ach ja, wer einen 14er Bremsleitungsschlüssel hat, kann sich die Anfertigung des Schlüssels eventuell sparen).
Der Trick dabei ist jedoch, den Schlitz nicht in der Mitte des Ringes
sondern an der Seite anzubringen. Der Schlüssel bekäme durch die
Trennung in der Mitte zwei "schwache Seiten" während er durch den seitlichen
Schlitz eine "starke Seite" und eine "schwache Seite" bekommt.
Mit diesem Ringschlüssel sollte es uns möglich sein, den
Temperaturfühler zu lösen.
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Einbau Zum Seitenanfang
Soweit zum Ausbau des Fühlers, nun noch ein paar Anmerkungen zum Einbau des neuen Fühlers:
- beim Einschrauben des Fühlers das Kabel gerade gestreckt auslegen, damit man es schön mitdrehen kann und die Kabel nicht abgedreht werden
- beim Festziehen des Fühlers wird man jetzt die starke und die schwache Seite des selbergebastelten Schlüssels kennenlernen (so wie der Schlüssel auf dem oberen Bild liegt, ist er zum Ausdrehen des Fühlers gelegt)
- erst nach dem Festziehen das Kabel durch die Öffnung in den Motorraum schieben
- die beiden noch vorhandenen schwarzen Kabel wieder in die Gummidurchführung einstecken
- die Gummidurchführunge wieder in die Öffnung im Motorraum drücken. Dabei ist ein bischen Schmierseife zwischen Gummi und Blech gewiß hilfreich aber dadurch rutschen auch die Finger besser. Mir war beim Eindrücken des Gummis ein stumpfer, nicht zu kleiner Schraubendreher von Nutzen.
- die Gummiabdeckung über dem Temperaturfühler wieder anbringen
- das Kabel mit den anderen Kabeln wieder mit der Kabelschelle zwischen Saugrohrstück Zylinder 2 und Zylinder 3 befestigen. Dabei die Freigängigkeit des nebenliegenden Seilzuges beachten
- den Stecker wieder in der Steckerleiste befestigen
- Steckerleiste am Saugrohr anschrauben
- Stecker anschließen
Dann wird der vorher entnommene Rest wieder in Motorraum untergebracht. Durch die vorherigen Mißhandlungen des Motors durch die Startversuche kann es eine Weile dauern, bis der Motor wieder rund läuft. Es ist gewiß auch sinnvoll, die Zündkerzen vor dem Start einmal auszuschrauben und abzubürsten.
Happy probefahring